Krieg der Reproduktionsmediziner

29.09.2014

Ganz und gar furchtbar finde ich, was derzeit in Sachen Reproduktionsmedizin in Deutschland abgeht. Da werden Frauen als Zeuginnen vor den Kadi gezerrt und müssen intime Details ihrer Behandlungen preisgeben. Warum? Weil deutsche Reproduktionsmediziner um ihre Einnahmen fürchten, wenn Paare mit unerfülltem Kinderwunsch sich lieber in Österreich oder Tschechien behandeln lassen, wo es kein Methusalem-Gesetz gibt, das ihre Chancen drastisch beschneidet. Und der Clou: Längst handhaben auch deutsche Ärzte das Ganze deutlich lockerer - weil Juristen plötzlich entdeckt haben, dass man das Embryonenschutzgesetz liberaler auslegen darf. Höchstrichterliche Klärung des ganzen Sachverhaltes? Gesetzesnovelle? Fehlanzeige!

Statt dessen verklagt man lieber die Kollegen, die mit ausländischen Zentren kooperieren. Dabei nimmt man billigend in Kauf, dass der Streit auf dem Rücken der Betroffenen ausgetragen wird, die nichts sehnlicher wollen als ein Kind. Die Frauen selbst machen sich zwar nicht strafbar - aber wer will schon vor Gericht gegen den Arzt aussagen müssen, der einem maßgeblich geholfen hat, endlich, endlich schwanger zu werden?

Vielen herzlichen Dank, Herr Dr. M., dass Sie als Beschuldigter dafür gesorgt haben, dass im Berliner Prozess keine Ihrer Patientinnen geladen wurden, die Sie an Prof. Zech nach Bregenz vermittelt haben.

P.S. Sehr gut recherchierte und sachliche Beiträge zu diesem Thema veröffentlicht übrigens regelmäßig die taz. Chapeau!