Unerfüllter Kinderwunsch: Ärztestreit auf dem Rücken der Paare

17.10.2013

Endlich scheint Bewegung in ein Thema zu kommen, über das ich schon in "Endlich Papa" geschrieben habe und dass mir sehr am Herzen liegt. Deutschen Kinderwunsch-Patienten wird derzeit von hiesigen Gynäkologen systematisch der Weg ins Ausland - und damit häufig zu erfolgverprechenden, aber bei uns verbotenen, Therapieverfahren - abgeschnitten. Das machen diese Vertreter ihrer Zunft, indem sie deutsche Berufskollegen, die Patienten dabei helfen wollen, diffamieren und anzeigen.

Damit nicht genug: Im stillen Kämmerlein praktizieren viele deutsche Reproduktionsmediziner teilweise längst ähnliche Verfahren wie im Ausland - und haben dafür einen juristischen Winkelzug konstruiert - den, wie sie es nennen, "deutschen Mittelweg". Dabei handelt es sich um eine liberale Auslegung des deutschen Embryonenschutzgesetzes, dessen rigide Einschränkungen keiner mehr zeitgemäß findet, an die sich jedoch kein Politiker herantraut.

Ob der Mittelweg nun legal ist oder illegal: Leidtragende sind die Patienten, die sich in Deutschland unter Umständen in eine rechtliche Grauzone begeben - aber de facto auch nicht ins Ausland können, weil sich kaum ein Arzt mehr traut, die dafür nötigen Voruntersuchungen, Ultraschall etc. zu machen. Tut er es doch, drohen ihm eine Anzeige, ein Strafverfahren und bei einer Verurteilung sogar drei Jahre Gefängnis! Das alles geschieht  in Zeiten der EU-weiten Dienstleistungsfreiheit...

Jeder halbwegs kundige und unvoreingenommene Beobachter fragt sich da: Wenn der "deutsche Mittelweg", wie von etlichen deutschen IVF-Zentren behauptet, so gute Schwangerschaftsraten bringt - warum lässt man dann Paare nicht selbst entscheiden, wo sie sich behandlen lassen? Warum zeigen deutsche Mediziner dann Berufskollegen an, die an Auslandstherapien mitwirken? Geht es am Ende doch nur darum, sich eine Art Gebietsschutz zu organisieren, damit das Geld, das deutsche Paare investieren, auch in deutschen Praxen landet?

Das alles führt zu einer entscheidenden Frage, vor der ein Wegducken immer schwieriger wird: Wann trauen sich endlich der Gesetzgeber bzw. das Bundesfamilienministerium, diese unerträglichen Zustände zu beenden, und stellen das Embryonenschutzgesetz auf den Prüfstand?

Dieser Tage sind in deutschen Medien zwei Beiträge zu diesem Thema erschienen, die ich allen Betroffenen und am Thema Interessierten nur ans Herz legen kann: zum einen "Strafsache Kinderwunsch" in der ZEIT und am vergangenen Wochenende "Die Eizelle aus Spanien" in der taz.