Aktuelles Buchprojekt: Private Altersvorsorge

17.06.2015

Schon sehr besonders für mich, jetzt die Neuauflage eines Buches zu betreuen, das mir in vielen Jahren Redakteursdasein hervorragende Dienste geleistet hat. Es geht um den Ratgeber "Private Altersvorsorge" der Stiftung Warentest, nunmehr in der achten Auflage.

Ich glaube, mit dem Buch habe ich damals zum ersten Mal begriffen, wie die Riester-Rente funktioniert und was es für Fonds gibt.

Jetzt hoffe ich, dass die neue Auflage so zeitgemäß und frisch wird, wie sich das alle Beteiligten vorstellen und dass sie - trotz des nicht ganz neuen Themas, der aktuellen Minizinsen sowie des ganzen Aufs und Abs an den Börsen - ihre Käufer finden wird.

Im Frühjahr sind wir schlauer.

Rache für Steffi (Der Germinator 4)

05.06.2015

Bezeichnende Fehlleistung des Tenniskommentators auf Eurosport: "Erster Satz für Lucie Safarova, die in ihrer Heimat Tschechien Schafarschowa genannt wird." Genannt wird? Die Frau heißt so! Nicht genug damit, dass in der Transkription Buchstaben - und damit Laute - einfach plattgemacht werden. Die Aussprache folgt danach stets der unzureichenden Transkription und wird so grundlegend verfälscht. Die Gute schreibt sich im Original Šafářová, gesprochen [ˈʃafaːr̝̊ovaː].

Jetzt noch die Steigerung des Ganzen: Sind westeuropäische Kommentatoren normalerwseise nur unfähig bzw. unwillens, russiche, polnische, serbische etc. Namen richtig auszusprechen, schlägt dieser hier dem Fass sozusagen die Krone aus: Er weiß, wie's geht, will aber die richtige Aussprache seinen Zuschauern offenbar nicht zumuten. Ist ja auch allerhand für unsere Ohren, die ganzen Zischlaute!

Käme ein Sportreporter auf die Idee, den Namen von Šafářovás Konkurrentinnen Serena Williams (USA) oder Justine Henin (Belgien, zugegeben, die spielt nicht mehr) so auszusprechen wie sie sich schreiben (und die enthalten noch nicht einmal Sonderzeichen), würde es vermutlich Protestmails, -tweets und -posts hageln und der Mann würde wegen Unfähigkeit suspendiert.

Oder aber - verwegene Theorie - das Ganze ist eine Retourkutsche für das Vorgehen tschechischer TV-Stationen: Ich erinnere mich an einen Urlaub in den Beskiden im Juni 1988, als gerade das Turnbier in Wimbledon lief. Im Finale spielte die gebürtige Tschechin Martina Navrátilová gegen die junge Deutsche Steffi Graf. Um keine (woher auch immer rührenden) Zweifel zuzulassen, dass es sich bei Letzterer um ein weibliches Wesen handelte, verpasste man ihr in sämtlichen Einblendungen die Endsilbe -ová. Am Ende gewann diese Steffi Grafová das Match in drei Sätzen - und der Kommentator, ein großer Steffi-Fan, schwor allen Tschechen Rache.

Und dass sich das bewusst falsche Aussprechen von Namen gut eignet, um Überlegenheit, Abneigung oder Abscheu zu zeigen, ist nun mal Fakt.

Schönstes Buch - leider nur fast

04.06.2015

Hübsche Randnotiz: Haushalt nebenbei hat es auf die Shortlist des Wettbewerbes "Die schönsten Bücher 2015" der Stiftung Buchkunst geschafft. Zwar nicht gewonnen, aber das schafft dann nächstes Jahr hoffentlich Kleine Räume - viele Möglichkeiten.

Macht noch jemand Frühjahrsputz?

22.04.2015

Viele Medien rufen gerade den Frühjahrsputz aus, den es so wahrscheinlich gar nicht mehr gibt - genau so wenig wie ein richtiges Frühjahr. Aber Frühjahrsputz ist nun mal ein unwiderstehliches Ratgeberthema für den April und so sind my little blue book and I in Sachen Putzmittel und Putzgeräte (im Foto) dieser Tage zweimal im Kölner Stadtanzeiger gelandet.

Putzmittel_Stadtanzeiger

Der neue Mann (7): Experte in Sachen Waschen

15.04.2015

Das "plus"-Magazin hat mich unlängst als Wasch-Profi befragt. Vielleicht hätte ich noch ergänzen sollen: "Für die Angaben übernehmen wir wie immer keine Gewähr"?

Waschen

Tipps für Bude, Butze & Co.

03.02.2015

Ab 15. März liegt mein neuer Ratgeber in den Regalen. Er heißt "Kleine Räume - viele Möglichkeiten" und erscheint bei der Siftung Warentest. Bei Amazon könnt Ihr ihn jetzt schon bestellen. Natürlich finden auch Bewohner von Lofts und Penthouses jede Menge Anregungen.

Kleine Räume

Der neue Mann (6): Tanzen, reiten, schwimmen - was Mädchen halt so tun

05.01.2015

Als ich sechs Jahre alt war, begann ich, im Verein Fußball zu spielen. Dynamo Görlitz II hieß die illustre Truppe. Kurz darauf kam ich in die Schule und besuchte nachmittags einen evangelischen Hort, weil meine Eltern beide in Vollzeit arbeiteten. Der Hort lag etwa eine halbe Stunde Fußweg von der Schule entfernt, was aber damals irgendwie nichts machte. Sowohl in den Hort als auch zum Fußballtraining ging ich allein.

Im Hort hatte ich zusätzlich dienstags Christenlehre - damit hatten sich meine "außerschulischen" Aktivitäten aber auch schon erledigt. Okay, mittwochs nach der Schule fand oft noch ein lästiger Pioniernachmittag statt und unsere Klassenleiterin nötigte mich, am jährlichen Rezitatorenwettstreit, der Mathe-Olympiade und am Crosslauf teilzunehmen. Insgesamt aber hatte ich nicht den Eindruck von Zeitmangel, Überlastung oder Freizeitstress. Im Gegenteil: Ich hätte wahrscheinlich spielend noch ein Instrument lernen können - rein zeitlich gesehen. Aber entweder hielten mich meine Eltern für krachend unmusikalisch oder kamen schlicht nicht auf die Idee, mich in der Musikschule anzumelden.

Heute können sich Eltern solche Nachlässigkeiten nicht mehr erlauben. Wenn ich mich etwa bei meinen Ballettmüttern so umhöre, sind sowohl körperliche als auch musische Fitness des Kindes sehr wünschenswert. Um nicht zu sagen: unerlässlich. Wie sollte eine Mutter auch sonst begründen, warum sie - obwohl Hausfrau - total überlastet ist? Würde sie nicht die sechsjährige Tochter und den vierjährigen Sohn abwechselnd zur Kung-Fung-Stunde, zum Gymnastiktraining oder Seepferdchenkurs fahren, hätte sie ja keinen Stress, schlimmer noch: Sie hätte Zeit. Dann könnte man ja nicht mehr auf den faulen Mann schimpfen und mit einer Tasse Tee in der Hand stundenlang anderen Ballettmüttern sein Leid klagen.

Je weiter deshalb die Stationen der verschiedenen Betätigungen auseinanderliegen, desto besser. Das kostet schließlich jede Menge Fahrzeit. Aufs Voltigieren verzichten, nur weil der Reiterhof jenseits der Stadtgrenze liegt? Kommt nicht in Frage. Wer weiß denn, ob sich das später nicht mal furchtbar rächt, wenn das Kind nicht im Kreis reiten kann?

So haben viele Kinder in Paulinas Alter an drei oder sogar vier Nachmittagen pro Woche leider keine Zeit, sich mit ihr zu verabreden. Sie hat nur am Freitag Ballett und muss an den anderen Tagen bis 16 Uhr im Hort vor sich hin vegetieren. Montags geht sie immerhin zum Schulchor. Doch Besserung ist in Sicht: In wenigen Tagen startet Paulinas zweite Aktivität, zu der wir sie begleiten dürfen: Sie geht dann zum Schwimmkurs. Kein Flötenunterricht, kein Voltigieren, nur Schwimmen. Leider ist das immer samstags.

Das heißt: Paulina wird in die Schwimmhalle gefahren. Neun Kilometer hin, neun zurück. In unserer Nähe war alles ausgebucht. Um einen Platz im Schwimmverein zu ergattern, musste ich mich am Anmeldetag um kurz vor acht mit klickbereiter Maus vor dem Computerbildschirm einfinden. Und dann, Punkt acht, die Anmeldemaske wurde freigeschaltet: Zack, geklickt, Platz gebongt! Für uns bedeutet das jetzt, jeden Samstag zu nachtschlafenener Zeit aufzustehen und zu versuchen, das einstündige Warten im Schwimmbad irgendwie sinnvoll zu nutzen. Ein Jahr lang soll das so gehen, das verlangt der Verein. Kein Crash-Kurs in den Ferien, nichts dergleichen.

Mal sehen: Vielleicht gehe ich während des Schwimmunterrichtes nicht wie geplant einkaufen, sondern bleibe in der Umkleide sitzen und gönne mir nach den Ballettmüttern noch die Schwimmmütter. Ganz neue Themen werden sich auftun. Ich vermute mal, dass ich dabei eine Menge über den Schutz vor Erkältungen, Unfallgefahren im Wasser und die kinderverachtende Härte mitteleuropäischer Schwimmlehrer lernen werde.

 

Der Germinator (2): Der Akkusativ ist dem Dativ sein Tod

27.11.2014

Da lese ich doch im Qualitätsmedium Spiegel Online soeben folgenden Halbsatz: "... und bestehen Sie auf ein schriftliches Protokoll der Bekämpfungsmaßnahme." Es geht um Silberfischchen und wie man sie loswird, aber das nur nebenbei.

Das Verb "bestehen" fordert also scheinbar nicht mehr zwingend den Dativ, also "... auf einem schriftlichen Protokoll ...". Diese mir neue Verwendung ist mir schon häufiger untergekommen und hat sich - wenn ich mich nicht sehr täusche - deshalb eingeschlichen, weil das Wörtchen "darauf", das dem Verb "bestehen" meist folgt, unklaren Charakters ist. "Ich bestehe darauf" - kann als akkusativische oder aber dativische Konstruktion verstanden werden. Wer letzteres unterstellt, wird dann vermutlich auch in anderen Zusammenhängen den Dativ verwenden.

Ich habe ja bei derlei immer gern die Hamburger im Blick. Die sagen ja auch Sachen wie "Ich erinnere das" statt "Ich erinnere mich daran" oder "Wir gedenken dem teuren Toten" statt "... des teuren Toten". Wobei letzteres neuerdings fast schon der neue Standard ist.

Leute - so geht das doch nicht! Da müsst Ihr euch nicht wundern, wenn die totale Kasusverwirrung ausbricht, die Anarchie der Fälle. Wir haben im Deutschen das schöne Privileg, dass wir noch vier Fälle haben, auch wenn sie sich anhand der deklinierten Formen allein oft nicht mehr sauber bestimmen lassen, vgl. der Mensch, des/dem/den Menschen. Aber da, wo wir sie haben, könnten wir sie doch korrekt und stolz verwenden, die Flexionsformen - zumal wenn sie von einem Verb oder einer Präposition gefordert werden.

Ich bestehe auf ein korrektes Deutsch, jawoll.

Haushalt nebenbei: Ein bisschen Echo

25.11.2014

Ganz netter Beitrag in der Augsburger Allgemeinen zu "Haushalt nebenbei". Ist zwar schon ein paar Tage alt, doch Haushaltsthemen sind ja bekanntlich Dauerbrenner. Und wo wir schon dabei sind: Über diese Rezension auf docfood.info habe ich mich echt gefreut, weil sie nicht nur den Klappentext wiederkäut, sondern da jemand das Buch tatsächlich gelesen bzw. ausprobiert hat.

Der Germinator (Folge 1): Wenn Patjomkin Potemkin besiegt

07.10.2014

War das schön, als ich heute morgen die Berliner Zeitung aufschlug: Auf der Panorama-Seite, in einem Beitrag zum Besuch Gorbatschows zum 40. Republikgeburtstag vor 25 Jahren, stand doch tatsächlich: Er sah ein Potjomkinsches Dorf. Ein potjomkinsches! Kein potemkinsches, wie sonst immer zu lesen. Da weiß offenbar einer, dass das kyrillische "e" mit zwei Pünktchen drüber nicht als "e", sondern als "jo" ausgesprochen wird. Danke, Markus Decker!

Warum ist das der Rede wert? Zum einen, weil russische Wörter in aller Regel falsch in lateinische Buchstaben transkribiert werden. Warum da so ist - keine Ahnung. Natürlich gibt es schwierige Fälle, etwa das russische Weichheitszeichen, das - sofern nicht gänzlich ignoriert - etwa am Ende von "Glasnostj" als "j" transkribiert wird, obwohl es eher wie ein "ch"-Laut in "ich" ausgesprochen wird. In aller Regel lassen sich aber russische Wörter wie "Perestrojka", "Sowjet" oder "Pawlow" problemlos mit lateinischen Buchstaben darstellen.

Dummerweise - und das ist der zweite Punkt - hat jedoch die Uno, EU, G8 oder ein anderes wichtiges Gremium irgendwann beschlossen, bei der Transkription die englische Schreibweise zugrunde zu legen. Das hat fatale Folgen. Nicht nur, dass der russische "Ach"-Laut im Englischen als "kh" erscheint und dann von Deutschen konsequenterweise als "k" gesprochen wird (nicht nur die Stabhochspringerin Lisa Ryzich ["Ryzikh"] und der Fußballspieler Henrich Mchitarjan ["Mkhitarjan"] können ein Lied davon singen). Bei diesem ungeschlachten Vorgehen werden sämtliche Erweichungen gekappt. Ich erinnere mich: Tennisprofi Andrej Medwedjew wurde erst dann nicht mehr "Medwedev" genannt, als sein Namensvetter russischer Präsident wurde und sich die richtige Aussprache sozusagen auf dem Dienstweg durchsetzte. Der schöne Name Fjodorow wird penetrant zu "Fedorov" gemacht. Nicht selten liest man für den Vornamen Georgi die Transkription "Georgyj". Gut, dass Putin so einen leicht auszusprechenden (und zu transkribierenden) Namen hat...

Dritter Punkt: An französischen, spanischen oder italienischen Wörtern würde sich der gemeine Westeuropäer nie derart versündigen - zumindest nicht bewusst. Das fiele ja auf, da würde man ja sehen, dass einer keine Ahnung hat. Da ist man sich auch nicht zu blöd, zwei "capucchini" zu bestellen, obwohl der Plural hier gar nicht nötig wäre. Fast bin ich froh, wenn sich Leute im Restaurant "Gnotschi" und "Bruschetta" kommen lassen. Fast genauso froh, wie über Herrn Deckers korrekte Potjomkinsche Dörfer. Nur eben auf der anderen Seite des Dorfes - da, wo die Schadenfreude wohnt.

Wir reden hier übrigens noch nicht davon, dass das russische unbetonte "o" (wie im Anlaut von Potjomkin) "Murmellaut" heißt und wie ein "a" gesprochen wird - also "Patjomkin". Nein, also wirklich. Die Russen müssen sich gar nicht wundern, dass niemand ihre Sprache spricht.

Apropos Mchitarjan (siehe oben): Der ist zwar Armenier und kein Russe, doch bleibt er deshalb mitnichten von westlicher Sprachignoranz verschont. Im Gegenteil. Er, der im deutschen Fernsehen flächendeckend "Mickitárjan" genannt wird, bekam sogar den Spitznamen "Mickey" verpasst. Dabei hat sein - korrekt ausgesprochener - Name mit Mickey so viel zu tun wie der von Ciro Immobile mit Eigenheim (ähem, hüstel). Die Lautkombination "Mch" zu Beginn lähmt offenbar schon beim Hinschauen jedem westdeutschen (und skandalöserweise zunehmend auch im Osten ausgebildeten wie Herrn Skulski vom ZDF - hier vollendet sich der Anschluss der DDR auf ganz besondere Weise) Fußball-Kommentator derart die Zunge, dass er eine korrekte Aussprache gar nicht erst versucht. Dabei wäre es so einfach, das "M" allenfalls anzudeuten und den Rest schön langsam auszusprechen, mit Betonung auf dem letzten "a". Strengt euch an, Leute! Bei Mchitarjans Mannschaftskollegen Pierre-Emerick Aubamejang hat's doch nach ein paar Anlaufschwierigkeiten auch geklappt - aber der ist ja auch Franzose bzw. stammt aus der Ex-Kolonie Gabun.

Ommmm. Konzentrieren. Drei-zwo-eins. Und jetzt alle so: "Chitarján". Und jetzt mit angedeutetem "M": Mchitarján.

Mchitarján!