SpOn-Premiere dank Rentensteuer

17.03.2014

Schöner Schreck am Wochenende: Man stöbert nichtsahnend auf Spiegel Online herum und hat plötzlich seinen eigenen dpa-Artikel über die Senioren und das Finanzamt vor Augen. Sehr cool, auch wenn es nullkommanix mit Herrn Hoeneß zu tun hat.

Begleiter beim Schreiben eines Ratgeberbuches

12.02.2014

"Hasuhalt" und "Haushaölt" sind seit Wochen meine treuesten Begleiter. Wie zwei kleine Hunde weichen sie mir den ganzen Tag über nicht von der Seite. Jeder Versuch, sie zu zähmen oder wegzuschicken, ist bislang gescheitert. Wenn ich glaube, es geschafft zu haben, taucht einer von ihnen plötzlich auf und stimmt sein wildes Gekläff an. Füttern will ich sie aber auch nicht - dann werde ich sie ja niemals los! Die beiden erinnern mich fatal an meine früheren Wortwelpen "Finazen" und "Steruern", die mir über Jahre am Bein hingen, bis ich sie irgendwann entnervt am Weg aussetzte und mich davonstahl.

Nachfrage an C. Lagarde

16.01.2014

Warum warnt IWF-Chefin Christiane Lagarde angesichts der 2014 anziehenden Weltwirtschaft vor einer ungleichen Verteilung des Reichtums? Liebe Frau Lagarde: Hatten wir diese Frage nicht bereits dahingehend geklärt, dass möglichst wenige möglichst viel bekommen und möglichst viele möglichst wenig?

Kuschelzone Küchenherd

15.01.2014

Dieser Tage hat die Zeitschrift "Eltern" die Väterstudie 2013 vorgestellt. Demnach würden deutsche Papas zwar gern mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen - dafür jedoch nicht ihre Ernährerrolle aufgeben bzw. auf Karriere verzichten. Entsprechenden Druck machen nicht nur sie sich selbst, sondern vor allem auch ihre Frauen. Die wollen am liebsten ganz Mama sein und - wenn überhaupt - nur halbtags "etwas dazuverdienen". Hallo?

Paare, die sich Broterwerb und Kindesbetreuung teilen wollen, lässt dagegen das von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) zu Jahresbeginn vorgestellte Modell hoffen, wonach Eltern kleiner Kinder die Chance bekommen sollen, nur 32 Stunden pro Woche - also rund 80 Prozent Teilzeit - zu arbeiten und sich die Differenz vom Staat bezahlen zu lassen. Abgesehen davon, dass die Beteiligten offenbar nicht fähig sind, ein an sich gutes Konzept der Öffentlichkeit verständlich zu erklären - von den üblichen Verdächtigen (Opposition, Arbeitgeber) kommt wieder mal nichts als Gegenwind. Hauptargument: Wer soll das bezahlen?

So wird das nix, liebe Leute. Wollen wir ein familienfreundlicheres Land schaffen oder nicht? Sollen moderne Partnerschaftsmodelle gefördert werden oder bleiben wir geschlechterrollentechnisch auf dem Stand der Adenauerzeit? Brauchen wir eine gezielte Förderung von Familien oder Instrumente wie das Ehegatten-Splitting, die Frauen letztlich vom Arbeitsmarkt fernhalten?

In Sachen Pofalla...

08.01.2014

Was ich Ex-Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) übelnehme ist nicht sein geplanter Wechsel zu einem Unternehmen wie der Deutschen Bahn AG. Auch nicht, dass er eine Anstandsfrist nicht für nötig hielt. Wütend macht mich nicht einmal so sehr die Tatsache, dass manche Volksvertreter ihre Kontakte und ihr Know-how in der Wirtschaft schamlos zu Geld machen und nicht im Traum auf die Idee kommen, dies könnte anrüchig sein.

Das alles ist wahrscheinlich der Lauf der Dinge und nicht zu ändern.

Geradezu widerlich finde ich es aber, dass er seine Wähler für dumm verkauft, indem er sich zuerst erneut in den Bundestag wählen lässt, um dann seinen plötzlichen Ausstieg anzukündigen - ausgerechnet mit dem Argument, er wolle sich um seine junge Lebensgefährtin kümmern und mit ihr eine Familie gründen. Jetzt stellt sich raus: Stimmt alles nicht! Ich ärgere mich, wie ich so blöd sein konnte, seiner Ankündigung zu glauben. Obwohl ich den Mann alles andere als sympathisch finde, hatte ich gedacht: Respekt, Pofalla. Nur die alte Geschichte mit Bosbach und seiner "Fresse" hatte mich davor bewahrt, euphorisch zu werden. So einer taugt irgendwie nicht als Vorkämpfer für die Familie, dachte ich. Der brüllt später vielleicht auch seine Kinder an oder haut ihnen kurzerhand eine rein.

Wie auch immer. Auf jeden Fall hat Ronald Pofalla uns "moderne" Männer, die der Familie wegen auf Karriere verzichten, gründlich verarscht. Wer erwartet hatte, dass hier einer für Frau und Kind - wenn auch nur vorübergehend - kürzertritt und unter all den jobfixierten Alphamännchen mal ein Zeichen setzt, muss sich verhöhnt fühlen. Und Pofalla? Denkt sich wahrscheinlich: Selbst Schuld, wenn ein paar Idioten das geglaubt haben.

Ja, Pofalla. Das haben wir. Und jetzt: Verpiss dich, bitte - wohin auch immer.

Alles zum Wickeln!

14.11.2013

Platzhirsche, Alphatiere, Macher! Ihr seid gemeint! Männer, wo seid Ihr, wenn es darum geht, für eure Kinder da zu sein? Zwei Alibimonate Elternzeit reichen nicht - und so lange es solche Schilder nur an den Klotüren von IKEA gibt, bleibt noch jede Menge zu tun.

IKEA Toilette

Die Arbeit ruft

13.11.2013

Er sagt immer "Agamemnon" statt "angenommen", so sehr hatte er seinen Homer gelesen. Frei nach dem Aphorismus von Georg Christoph Lichtenberg hier die Fassung für Schreiberlinge: Statt "Autorennbahn" las ich heute morgen in der Zeitung "Autoren-Bahn". Was sagt mir das? Dass ich mich schleunigst an den Schreibtisch setzen sollte, um daselbst meine Bahnen als Autor zu ziehen - statt meine Zeit mit Zeitungslektüre zu vergeuden.

Deutschland 2060: Schöne, neue Welt

11.11.2013

Ich sitze in einer dieser Senioren-Bars und blättere auf dem Tablet ein paar News durch. Die Kellnerin bringt mir meinen Tee. Die ist auch schon im Rentenalter, hätte man früher gesagt, doch jüngere Bedienungen sind Mangelware – und auch das Rentenalter gibt es nicht mehr. Wer nicht am Hungertuch nagen will, muss so lange arbeiten wie es irgendwie geht. Es sei denn, er erbt – doch dieses Glück trifft mit Vorliebe die, denen es ohnehin gut geht. Immerhin: Dass niemand mehr Ältere einstellt, wie es Anfang des Jahrhunderts gang und gäbe war, ist Vergangenheit. Viele Unternehmen würden sonst kaum noch Mitarbeiter finden.

Dass ich mal 90 werde, hätte ich auch nie gedacht. Um mich herum sind viele schon 100 – manche geradezu obszön rüstig. Sie haben immer gesund gelebt, sagen sie. Und genau das machen sie auch heute - es steht ihnen ja auch zu, sagen sie. Sie gehen natürlich nur in Bio-Restaurants, kleiden sich schadstoffrei und lassen ihre Haushaltshilfen Obst und Gemüse in einer dieser Erzeugerkooperativen einkaufen – ab und zu auch mal Fleisch. Wer es nicht so üppig hat, muss dagegen wie eh und je zum Supermarkt. Wenn ich mich recht erinnere, konnte man in meiner Jugend selbst als besser Situierter noch dort einkaufen. Heute, wo Begriffe wie „Industrie“, „Chemie“ und "Gentechnik" endgültig zu Schimpfwörtern geworden sind, verkehren dort nur noch arme Leute.

Alt und arm – davon gibt es ganze Heerscharen. Nichts fürs Alter zurückgelegt, jetzt haben sie den Salat. Andererseits: Wovon sollte ein Arbeitsloser damals Geld zurücklegen? Der Staat zahlte schon früher nur das Nötigste. Als irgendwann auch die Rentenversicherung zusammenbrach, taten alle ganz überrascht. Als hätte man sich das nicht denken  können. Kinder? Wer überhaupt welche hat, hat sie aus dem Blick verloren. Sie sind längst erwachsen und leben meist in der ganzen Welt verstreut. Wurde man früher von seinem Arbeitgeber noch nach London oder New York geschickt, geht es heute nach Shongqing oder Shenyang in China, nach Delhi oder Sao Paulo. Dort ist das Geld, dort findet das Leben statt, dort gibt es jede Menge junge Leute. Die wissen gar nicht wohin mit ihren Arbeitskräften.

Deutschland dagegen ist ein einziges großes Altenheim. Fachleute müssen teuer eingekauft werden. Man sieht kaum noch Jüngere – und wenn, dann ist man regelrecht erstaunt. Kindergeschrei habe ich lange nicht mehr gehört.

Wann hat das angefangen? Wann haben wir uns so verrechnet? Das muss vor 40, 50 Jahren gewesen sein, als plötzlich keiner mehr Kinder wollte. Zu teuer, hieß es, zu anstrengend und vor allem: Karrierekiller. Wer sich um Kinder kümmern muss, ist für Unternehmen ein Risikofaktor: abgelenkt, nicht mehr permanent verfügbar und latent widerspenstig.

Mal ins Netz schauen: Da – im November 2013 meldete das Statistische Bundesamt, dass nur noch 80 Prozent der Frauen zwischen 40 und 44 Jahren Kinder hätten, von den gut ausgebildeten Frauen in Großstädten aber nur noch die reichliche Hälfte. Ich erinnere mich: Damals dachten wir schon, dass sei besorgniserregend – aber wir irrten uns gründlich. Das war erst der Anfang. Heute sind die wenigen Kinder vor allem eines: Statussymbole. Auf der einen Seite für Armut, auf der anderen für Reichtum.

Still ist es geworden in Deutschland und freudlos. Das haben wir davon. Jetzt hocken wir aufeinander, wir Alten, und trösten uns mit dem von unseren Wirtschaftswundereltern geerbten Geld. Wenn schon nicht zufrieden, sind wir wenigstens wohlhabend.

Geheimnisse der Vorratshaltung (Der neue Mann IV)

02.11.2013

Kaffee. Was ich jetzt brauche ist ein Kaffee. Neun Uhr morgens, ich komme gerade zurück nach Hause. Isabella habe ich am U-Bahnhof abgesetzt, Marie ins Getümmel des Kindergartens entlassen. Der erste Punkt auf der Liste ist abgehakt. Jetzt kann mein Arbeitstag beginnen.

Könnte. Eigentlich. Denn eine bleierne Müdigkeit kriecht mir gerade in die Knochen. War wohl doch zu spät gestern Abend. Noch ein Stündchen hinlegen? Kurz liebäugele ich mit dieser Option – wozu ist man denn freischaffend – dann schiebe ich sie beiseite.

Also Kaffee. Ich schaufele Bohnen in die Mühle, schreddere sie durch, schütte das duftende, braune Mehl in den Filter, fülle Wasser in die Maschine, drücke aufs Knöpfchen – und spüre, wie meine Stimmung steigt. Noch eine Tasse vom Regal geangelt, Milch aus dem Kühlschrank gen...

Mitten in der Bewegung bleibt mein Arm in der Luft hängen. Im Kühlschrank ist gar keine Milch. Keine Milch nirgends. Keine volle Tüte, keine fast leere, noch nicht einmal eines dieser Plasteteile mit Kondensmilch. Kaffee ohne Milch kommt für mich nicht in Frage, das ist wie Bockwurst ohne Senf. Ungenießbar.

Ich spüre Wut in mir aufsteigen. Ich bin mir sicher, gestern noch zwei Milchtüten gesehen zu haben – eine davon voll. Die andere sehe ich im Mülleimer liegen. Leer. Wo ist die volle? Mir kommt ein vertrauter Gedanke: Isabella. Für den Kaffee auf Arbeit nimmt sie sich öfter mal eine Milch mit, da ihre Redaktion in einer Gegend liegt, wo es keinerlei Supermärkte oder Edeka-Läden gibt. Ich habe sie hundertmal gebeten, mir Bescheid zu sagen, wenn sie merkt, dass uns zu Hause etwas ausgeht: Haferflocken, Pfefferminztee – oder eben Milch. Hundertmal? Ach was, tausendmal! Schließlich bin ich der Mann und lege die Vorräte an. Wie in der Steinzeit. Nur dass wir Männer die Reserven heute auf Bestellung nachfüllen können und früher nur, wenn gerade ein Mammut vorbeikam.

„Schatz“, sage ich immer. „Bitte sag' mir Bescheid, wenn du die letzte Milchpappe mitnimmst.“

Maulen. Dann der Gegenangriff.

„Weißt du eigentlich, um wie viele Dinge ich mich morgens kümmern muss? Wenn ich jetzt auch noch jedes Mal Bescheid sagen soll, wenn ich mir etwas aus dem Schrank nehme, werde ich überhaupt nicht mehr fertig.“

Mein Hinweis, sie könne es ja auf einen Einkaufszettel notieren, wenn sie nicht sprechen wolle, wird dann mit einem Blick quittiert, der mir sagt, dass ein Tornado im Anmarsch ist. Wir einigen uns dann jedes Mal darauf, dass sich künftig jeder Mühe gibt und den anderen nicht mit überzogenen Forderungen traktiert. Ein Minimalkonsens, der uns kaum voranbringt.

Der Kaffee ist fertig. Ich habe keine Milch. Was müsste ich tun, damit sich vor mir wenigstens ein Tetrapak mit H-Milch materialisiert? Mir fällt nichts ein.

Keine Milch. Das ist für meine Ansprüche von vorausschauender Haushaltsführung ungefähr der Super-Gau. Wo ich doch regelmäßig einen Ersatz-Senf, Ersatz-Ketchup und Ersatz-Saure-Gurken-Gläser in den Vorratsschrank packe, lange noch bevor die alten sich dem Ende neigen. Wo ich halbe Brote und Butterstücke einfriere, nur, damit wir nicht Not leiden müssen. Von Nudeln, Reis und Tomaten-Konserven gar nicht zu reden.

Das führt doch zu nichts, sage ich mir, und begreife trotzdem nur langsam: Weder alte Meriten, noch ohnmächtige Wut noch heftiges Wünschen werden mir jetzt helfen.

Gegen meine innerste Überzeugung und gegen meinen Willen öffne ich die Wohnungstür, laufe zwei Meter über den Flur und klingele bei den Nachbarn.

Eine Minute später sitze ich vor meinem dampfenden Kaffee, in den ich gerade widerwillig einen Schluck "geborgte" Milch gekippt habe und frage mich zwei Dinge: Muss ich ein anderes System installieren, eines, dass „Just-ran-out-of-something“-Situationen verhindert? Und: Muss ich mich wirklich immer so haben, wenn ich andere Leute um etwas bitten soll?

Unerfüllter Kinderwunsch: Ärztestreit auf dem Rücken der Paare

17.10.2013

Endlich scheint Bewegung in ein Thema zu kommen, über das ich schon in "Endlich Papa" geschrieben habe und dass mir sehr am Herzen liegt. Deutschen Kinderwunsch-Patienten wird derzeit von hiesigen Gynäkologen systematisch der Weg ins Ausland - und damit häufig zu erfolgverprechenden, aber bei uns verbotenen, Therapieverfahren - abgeschnitten. Das machen diese Vertreter ihrer Zunft, indem sie deutsche Berufskollegen, die Patienten dabei helfen wollen, diffamieren und anzeigen.

Damit nicht genug: Im stillen Kämmerlein praktizieren viele deutsche Reproduktionsmediziner teilweise längst ähnliche Verfahren wie im Ausland - und haben dafür einen juristischen Winkelzug konstruiert - den, wie sie es nennen, "deutschen Mittelweg". Dabei handelt es sich um eine liberale Auslegung des deutschen Embryonenschutzgesetzes, dessen rigide Einschränkungen keiner mehr zeitgemäß findet, an die sich jedoch kein Politiker herantraut.

Ob der Mittelweg nun legal ist oder illegal: Leidtragende sind die Patienten, die sich in Deutschland unter Umständen in eine rechtliche Grauzone begeben - aber de facto auch nicht ins Ausland können, weil sich kaum ein Arzt mehr traut, die dafür nötigen Voruntersuchungen, Ultraschall etc. zu machen. Tut er es doch, drohen ihm eine Anzeige, ein Strafverfahren und bei einer Verurteilung sogar drei Jahre Gefängnis! Das alles geschieht  in Zeiten der EU-weiten Dienstleistungsfreiheit...

Jeder halbwegs kundige und unvoreingenommene Beobachter fragt sich da: Wenn der "deutsche Mittelweg", wie von etlichen deutschen IVF-Zentren behauptet, so gute Schwangerschaftsraten bringt - warum lässt man dann Paare nicht selbst entscheiden, wo sie sich behandlen lassen? Warum zeigen deutsche Mediziner dann Berufskollegen an, die an Auslandstherapien mitwirken? Geht es am Ende doch nur darum, sich eine Art Gebietsschutz zu organisieren, damit das Geld, das deutsche Paare investieren, auch in deutschen Praxen landet?

Das alles führt zu einer entscheidenden Frage, vor der ein Wegducken immer schwieriger wird: Wann trauen sich endlich der Gesetzgeber bzw. das Bundesfamilienministerium, diese unerträglichen Zustände zu beenden, und stellen das Embryonenschutzgesetz auf den Prüfstand?

Dieser Tage sind in deutschen Medien zwei Beiträge zu diesem Thema erschienen, die ich allen Betroffenen und am Thema Interessierten nur ans Herz legen kann: zum einen "Strafsache Kinderwunsch" in der ZEIT und am vergangenen Wochenende "Die Eizelle aus Spanien" in der taz.